Einige meiner Freunde und Bekannten wissen, dass ich zwei ukranische Bekannte habe; Hanna (die immer noch in Kiew ist und auch dort bleibt, wir sprechen jeden Tag) und Viktor, der normalerweise mit seiner Familie in den USA wohnt. Er hat auch zwei weitere Töchter, die momentan auch in Kiew ausharren mit ihrer Mutter und Oma.
Beiden hatte ich zum Kriegsanfang erklärt, dass ich gerne irgendwie helfe, wie ich kann.
Am 7. März hat Viktor mich kontaktiert und erklärt, dass seine Mutter Halyna und zwei Nichten Nataliia 20 und ihre Schwester Yulia, 13 Ukrainie verlassen haben und auf den Weg in den Westen sind, wissen aber nicht wirklich wohin.
Ich habe dann angeboten, dass sie "vorübergehend" zu uns kommen können, hatte aber keine weitere Vorstellung außer, dass drei Frauen dringend ein Dach über den Köpfen brauchten.
Das fühlt sich schon wie eine Ewigkeit her, wo ich sie in der Nacht zwischen den 9. und 10. März um 1 Uhr vom Hautptbahnof in Düssedorf abgeholt und sie in dem Bett in unserem Gästezimmer und im Arbeitszimmer meines Mannes gesteckt habe (er war geschäftlich verreist).
Long story short: Halyna, Nataliia und Yulia wohnen jetzt bei uns.
Yulia hat gestern ihren ersten Schultag gehabt hier in Willich (ohne ein Wort Deutsch zu sprechen oder verstehen) und wir werden jetzt unseren Keller umbauen, um Zimmer für die beiden Mädchen herzurichten. Für die Oma suchen wir eine Wohnung zusammen mit Tatiana, Viktors Schwiegermutter, die mittlerweile auch nach Willich gekommen ist.
Bestimmt hunderte von hilfsbereiten Menschen haben Kleidung, Schuhe, Essen, Fahrräder, selbstgestrickte Socken, e-Piano, Geld, Supermarktgutscheine, Koffer (sie mussten ihren voll gepackten Koffer am Bahnhof im Lviv abgeben, da war kein Platz und über 200 Personen in einem Zugwagen....) und ihre Zeit gespendet. Ich war völlig überwältigt von der Hilfsbereitschaft und sogar kurze Zeit etwas überfordert von den Mengen, die gebracht wurden :- D
Alles ist einfach sehr schnell passiert und da Ihre Eltern nicht planen auszureisen, tun wir jetzt alles, um hier ein gutes Leben für die jungen Frauen und die Großmutter zu organisieren.
Falls sie bald zurück gehen können (was wir alle natürlich wünschen), haben sie eine hoffentlich gute Erfahrung in Deutschland gemacht und eine Kultur und Sprache kennen gelernt, die sie wahrscheinlich sonst nicht erfahren hätten.
Falls sie erstmal hier bleiben, haben sie in Deutschland gute Chancen, sich weiter zu bilden und Erfahrungen zu sammeln, die sie vielleicht irgendwann mit in ihrer Heimat nehmen können, wenn sie es wollen.
Wir nehmen jetzt nur einen Tag nach den anderen und hoffen, dass der Krieg nicht ihrer Heimatstadt Shyrjajewe in der Nähe von Odessa erreicht.
Dieser Zettel lag vor ein paar Tagen morgens auf unserem Küchentisch, da geht einem das Herz auf obwohl ich auch gerne lustig wäre :- D
Eure Heléne
PS. Wer unterstützen will, darf sich gerne melden (Sachspenden brauchen wir zur Zeit keine). Vielen lieben Dank.
